Geschäftsführer sein und „nur“ 32 Stunden pro Woche arbeiten? Das geht – selbst in der Produktion. Georg Brugger-Efinger ist einer der beiden Geschäftsführer der Brugger GmbH Magnetsysteme in Hardt im Schwarzwald. Ja, Sie haben richtig gelesen: Moderne Arbeitszeitmodelle gibt es nicht nur in den hippen Startups von Berlin. Der Mittelstand in Baden-Württemberg schläft nicht.
Georg Brugger-Efinger hat vier Kinder und ist für sie ein präsenter,ansprechbarer Vater. Gemeinsam mit seinem Bruder teilt er sich die Verantwortung für die vom Vater gegründete, prosperierende Firma.
Herr Brugger-Efinger, wie würden Sie Ihr Lebens- und Führungsmodell beschreiben?
Mein Lebensmodell ist eine gleichberechtigte Partnerschaft. Mein Führungsmodell würde ich als von Vertrauen geprägtes sehen. Ich bevorzuge Führung zur Selbstorganisation.
Teil 4 der Serie: Wie der Unternehmenswandel gelingt
Ein aus Holz gezimmerter Kiosk steht vor dem Tagungshaus St. Arbogast in Götzis/ Vorarlberg. Ich bin zum ersten Mal hier und frage, ob ich etwas zu Essen bekommen kann. Kurze Pause. Dann lächelt Eugen Fulterer und sagt: „Ein Butterbrot, das geht. Mit Schnittlauch, Petersilie oder Basilikum? Salz oder Pfeffer?“ Mit Allem, antworte ich, und nein, bitte kein Schnaps.
Diese merkwürdig leichte Gelassenheit und Fröhlichkeit. Nein, das ist kein gewöhnlicher Verkaufsstand, sondern ein Wanderkiosk mit „Genuss Artikel & Nachbarschaft zum Verweilen“, eines der Projekte des Architekten Martin Mackowitz aus Feldkirch. Und Eugen Fulterer ist Künstler, kein Verkäufer. Trotzdem schmiert er passable Butterbrote, auch das „Scherzl“ – Wienerisch für Brotanschnitt 😉 – schmeckt. St. Arbogast ist ein guter Ort für gelingende, humorvolle Irritation.
„open mind, open heart, open will“
Der freundliche Herr, der sich mit seinem Sohn an meinen Tisch gesellt, ist Dr. Anton Gunzinger aus Winterthur, Unternehmer und Professor an der ETH Zürich. Mit seinem revolutionären Supercomputer hat er die IT-Welt in den 90er Jahren überrascht. Geehrt mit verschiedensten Auszeichnungen hat ihn das TIME Magazin zu den 100 Top-Leadern des 21. Jahrhunderts erkoren. Mit gut 90 Mitarbeitern tüftelt er in Zürich an innovativen Projekten und ist international tätig.
Jetzt diskutieren wir über die desolate Situation der Pflege in Deutschland. Der Mann, der sich mit Klimawandel, Nachhaltigkeit und IT beschäftigt, hat dafür ein offenes Ohr und fragt interessiert nach. „Die dreifache Offenheit von open mind, open heart, open will“, die Josef Kittinger, der ehemalige Leiter des Tagungshauses, später in seiner Begrüßungsrede beschreibt, ist schon lange davor erlebbar.
„Ich mag Menschen, die unmögliche Dinge tun“
St. Arbogast überrascht, selbst in den kleinen Dingen – und so soll es auch sein an diesen „Tagen der Utopie“, die sich den „Entwürfen für eine gute Zukunft“ verschreiben. Was liegt da näher, als Jos de Blok einzuladen, den Gründer der holländischen Bezirks-Krankenversorgung Buurtzorg? Die Idee und den Wunsch haben viele, doch dass Jos de Blok tatsächlich kommt – auch das überrascht. Er wird nach China und in die Ukraine eingeladen, könnte jeden Tag woanders referieren. Überall auf der Welt wollen Menschen mehr über sein Erfolgsmodell erfahren. Entschieden hat er sich jedoch heute für St. Arbogast, denn: „Ich mag Menschen, die unmögliche Dinge tun.“Zukunft der Pflege 4: Buurtzorg – oder wie Menschlichkeit die Bürokratie besiegt weiterlesen →
Machen wir uns nichts vor: Unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen in der Pflege sind nur wenige Arbeitgeber für Bewerber wirklich attraktiv. Im Durchschnitt vergehen zurzeit 138 Tage, bis eine freie Stelle in der Altenpflege besetzt werden kann. In der Krankenpflege sind es 110 Tage, sagt Ingrid Jörg, die Leiterin der Klinik Tettnang, auf dem vom Netzwerk Fortbildung veranstalteten Forum „Zukunft der Pflege- und Gesundheitsberufe“ auf Schloss Messkirch.
Als Ursache für den Fachkräftemangel sieht sie
die demographische Entwicklung
die geringe Zahl der Menschen, die Pflege als Beruf wählen
die geringe gesellschaftliche Akzeptanz der Pflege-Berufe
die Arbeitsbedingungen in der Pflege
Laut Untersuchungen sind die Wünsche und Erwartungen an den Beruf von Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren
Nirgends werden die Menschen so alt wie in Baden-Württemberg 😉
Baden-Württemberg gilt als das „Musterländle“ in der demographischen Entwicklung. Frauen werden hier im Durchschnitt 84 Jahre alt, Männer 79. Im Vergleich zu den 1970er Jahren haben beide Geschlechter fast ein ganzes Lebensjahrzehnt hinzugewonnen. Spitzenreiter ist dabei der Bodenseekreis: Hier werden die jetzt geborenen Mädchen rein statistisch 85 Jahre alt, die Jungen 80.
Wer soviel Lebenszeit erwarten darf, muss anders planen, für sich lebensphasengerecht Sinn und Beschäftigung finden. Mit 65 Jahren bleiben diesen Frauen künftig noch 20 Jahre Leben. Wer sich nicht damit begnügen will, die Hände in den Schoß zu legen, sollte sich darauf einstellen und sich überlegen, wie das aussehen könnte.
Alt und chronisch krank = hoher Pflegeaufwand
Älter werden heißt aber häufig, chronisch krank zu sein und manchmal mit mehreren Diagnosen leben zu müssen. Das erschwert mitunter eine Pflege zuhause, aber selbst die Gesundheitseinrichtungen kommen hier an ihre Grenzen.
Prof. Maik Winter von der Hochschule Ravensburg-Weingarten beschreibt, dass gerade diese multimorbiden Patienten in Kliniken und Heimen die am wenigsten beliebten sind. Sie sind Patienten mit einem hohen Pflegeaufwand in einer medizinisch und pflegerisch diffizilen Situation. Sie brauchen unterschiedliche Behandlungen und Medikamente, die sich zum Teil in ihren Wirkungen und Nebenwirkungen zum Schlechten addieren. Patienten reagieren darauf unterschiedlich: Sie sind entweder total sediert oder unruhig und aggressiv – in jedem Fall aber höchst unterschiedlich und pflegeintensiv.Zukunft der Pflege 2: Babyboomer werden ihre Ansprüche herunterschrauben müssen weiterlesen →
Teil 1 der Serie „Zukunft der Pflege“ – Ökonomisierung
Wir werden in Deutschland künftig in einer Gesellschaft der Alten und sehr Alten leben, soviel ist klar, wenn wir uns die demographische Entwicklung anschauen. Während die Reproduktionsraten nur langsam steigen, hilft der medizinische Fortschritt den Hochbetagten jenseits der 80 Jahre immer länger zu leben. Damit steigt die Zahl der Pflegebedürftigen.
Zwei große Trends beherrschen derzeit die Pflege:
Technisierung
Ökonomisierung
Die Pflege- und Gesundheitsberufe werden zum Beschäftigungsmotor,„die Pflegeinfrastruktur wird zu einem Standortfaktor“, sagt Prof. Maik Winter, der den Lehrstuhl für Pflegepädagogik an der Hochschule Ravensburg-Weingarten inne hat. Unternehmen sollten sich deshalb auch damit beschäftigen, wie ihre Mitarbeiter pflegebedürftige Angehörige versorgen können.
Körperlich und geistig vital wie nie zuvor
Die Zahlen klingen gut: Die heutigen 70-Jährigen sind auf dem Stand von 65-Jährigen, sagt Prof. Winter. Sie sind körperlich und geistig nie zuvor in der Geschichte so fit gewesen wie heute. Am Gemeinwohl interessiert, voller Engagement und hoher Ansprüche an das eigene Leben und den persönlichen Komfort haben sie allerdings mehr Wünsche und höhere Erwartungen als die Generation davor. Zukunft der Pflege 1: Warum sich Unternehmen plötzlich um die Angehörigen ihrer Mitarbeiter kümmern müssen weiterlesen →
Frisch gedruckt und gerade erschienen ist das Handbuch „CSR und Nachhaltige Innovation – Zukunftsfähigkeit durch soziale, ökonomische und ökologische Innovationen“ beim Springer Gabler Verlag. Das 410 Seiten starke Handbuch gehört zur Management-Reihe Corporate Social Responsibilty und kostet 29,99 Euro. Es ist auch als E-Book erhältlich.
34 Autoren, darunter auch ich, schreiben über konkrete und nachahmenswerte Beispiele von Unternehmen, die auf Corporate Social Responsibility großen Wert legen und trotzdem – oder gerade dadurch -wirtschaftlich sehr erfolgreich sind. Häufig zweifeln Unternehmer genau das an und behaupten, sie könnten entweder nachhaltig produzieren oder Gewinne erzielen. Das Eine schließt das Andere nicht aus, das belegt unser Handbuch mit eindrucksvollen Beispielen. Viele davon können als Inspiration und Vorbild dienen, die eigenen Produktions- und Handlungsweise zu verändern.
Das Handbuch ist in die drei Teile Wissenschaft und Politik, Großindustrie und Mittelstand sowie Gesellschaft und Beratung gegliedert.
2017 schreibe ich mir den „Jazz Mindset“ auf die Fahne, den ich von meinem geschätzten Kollegen Jack Pinter gelernt habe. Ich möchte Offenheit allen Veränderungen gegenüber leben, das Neue und Unbekannte bewusst einladen und einfach Ja sagen.
Das geht mit einigen Experimenten, zum Beispiel so:
eigene Routinen bewusst unterbrechen
Lösungsorientierung: Daran glauben, dass es Lösungen gibt – auch für vertrackte Probleme
neue Ideen bewusst unterstützen
Kontrollversuche unterlassen
in Experimente reinspringen, Provisorien wertschätzen
Inklusion leben: Andere bewusst miteinbeziehen statt auszuschließen
Die Antwort auf die Frage „Wie“ ist Ja!
2017 feiere ich zwei Jubiläen: Das eine ist das 25-jährige Jubiläum meines Studienbeginns an der Universität Tübingen 1992. Das zweite der Abschluss des Studiums fünf Jahre später, 1997. Eng verbunden mit Tübingen war der Lyriker Friedrich Hölderlin. Über den Jahreswechsel dachte ich immer wieder an seine Elegie „Das Gasthaus. An Landauer“. Sie inspirierte mich zu diesem Blog-Artikel. Hölderlin schrieb:
„Komm! ins Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heute
Dankeschön liebe Blog-Leserinnen und Leser für Ihr/ Euer Interesse an meinem Blog im ablaufenden Jahr 2016. Ein Dankeschön auch an WordPress-Statistics als Open Source-Produkt, das es mir erlaubt, diese Zahlen zu erheben und Ihnen/ Euch mitzuteilen.
Mit großer Freude zählte ich heute bis 12 Uhr mittags auf meinem Blog ganze 48 518 Besucher seit dem 1. Januar 2016. Die Zahl der Seiten-Aufrufe betrug in diesem Jahr 151 468 – ich fühle mich geehrt und bin auch ein bisschen Stolz. Es war und ist mir eine Freude, für Sie/ für Euch zu schreiben! 😉
Manchmal frage ich mich, wohin die Phantasie und der Mut im Arbeitsleben verschwunden sind. Viele Menschen klagen über steigende Zumutungen an ihrem Arbeitsplatz:
Entfremdung und Sinnverlust
schlechte Arbeitsbedingungen (zu viel, zu lange, zu unflexibel)
Für viele geht das schon seit Jahren so. Sie leben in der Hoffnung auf bessere Zeiten und machen immer mehr Überstunden. Ihr innerer Monolog lautet wohl: „Ich muss durchhalten, bis der neue Etat genehmigt ist. Mindestens aber bis die neue Mitarbeiterin in zwei Monaten kommt. Dann wird´s besser – endlich! Bis dahin halte ich es noch aus.“
Wissen Sie was? Das können Sie vergessen. Ich habe das selbst zehn Jahre lang in einem Unternehmen gehört. Und soll ich Ihnen etwas verraten? Es wurde nicht besser. Im Gegenteil: Schlimmer geht immer! Versprechungen, Vertröstungen, Durchhalte-Parolen sind Schall und Rauch.
Unternehmer teilen sich selten mit. Bislang erzählten sie meist von Heldentaten, gelungenen Strategien und Anekdoten von geglückten „Übernahme-Schlachten“ und dergleichen. Bodo Janssen reiht sich hier nicht ein. Präzise benennt er eigene Schwächen, Versäumnisse, Irrwege und persönliches Scheitern. Schwerwiegende private Lebensereignisse wie seine Entführung erzählt er ebenso wie beinahe Intimes aus der Beziehung zu seiner Frau.
Das klingt sympathisch, mein Eindruck von „Die stille Revolution – Führen mit Sinn und Menschlichkeit“ ist trotzdem ambivalent. Der Titel hat mehr versprochen, als er hält. Janssens Buch ist vor allem Autobiographie: Er schlägt den Bogen von der Kindheit zum Jet-Set-Leben als Model bis hin zum BWL-Studium und zur Übernahme des Familienunternehmens nach dem frühen Tod des Vaters. Um Führung geht es weniger.
Das Buch ist also kein „Business-Ratgeber“, keine Einführung in eine Führungsmethode, kein Lehrbuch, kein Management-Journal. Insofern wundern mich die teils euphorischen Rezensionen auf Amazon. Wer das Buch für sich als „lebensverändernd“ bezeichnet oder es als „Anleitung und Bauplan“ begreift, hat die Diskussionen um Führung, Kooperation und Organisationsentwicklung in den letzten 20 Jahren verpasst.
„Wer sich als Führungskraft verändern möchte, ist gut damit beraten zuerst und ausschließlich bei sich selbst anzufangen“ – das ist schon eine Binsen-Weisheit und im Buch gibt es einige davon. Die „Tools“ und Herangehensweisen, die Bodo Janssen beschreibt, gehören seit den 200023 Jahren zum „Change-Handwerk“ und sind in vielen Fach-Publikationen nachzulesen. Vielleicht hat noch keiner der Anwender darüber geschrieben.
Ich teile nicht die Begeisterung, mit der der „Upstalsboomweg“ von vielen als neue „Organisations-Bibel“ gepriesen wird. Der Glaube, man könne einfach diesem Beispiel folgen und schon gelinge die Veränderung von Organisation und Mitarbeitern ist naiv. Menschen lassen sich nur begrenzt instruieren. Bodo Janssen beschreibt seinen Weg als Inspiration für all jene, die ganz am Anfang stehen und Zugangswege für Veränderungen suchen. Es ist ein Sommer-Buch, leichte Lektüre für den Strand.