Ein dickes Fell für alle – ist das der Weg ins Paradies?

Hier finden Sie die häufigsten Fragen zur Resilienz.

IlluResilienz
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Resilienz als seelische Widerstandskraft können Sie lernen, wenn Sie über günstige Voraussetzungen verfügen. Hier lesen Sie, welche das sein müssen und dass Sie ohne eigene Arbeit und Selbstreflexion nicht weiterkommen können. Sparen Sie sich also das Geld für Pillen oder fragwürdige Angebote. Dies sind erst einmal die fünf häufigsten Fragen zur Resilienz. Gerne beantworte ich weitere Fragen. Schreiben Sie mir: Ich schaue, ob Ihre Frage hierher passt oder in einen eigenen Blog-Beitrag gehört.

Ist Resilienz als psychische Widerstandskraft erlernbar?

Jein, zum Teil ist das möglich und es kann auch noch im fortgeschrittenen Erwachsenen-Alter klappen. Glücklicherweise entwickelt sich das menschliche Gehirn ein Leben lang. In der Wissenschaft versteht man darunter Neuroplastizität. Früher wurde geglaubt, Gehirn und Charakter seien mit etwa 14 Jahren vollständig ausgebildet und nicht mehr formbar. Das Sprichwort „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ knüpft wohl da an. Heute wissen wir, dass Menschen sich noch bis ins hohe Alter verändern und Neues erlernen, sich anders verhalten können – wenn sie es wirklich wollen und neues Verhalten entsprechend trainieren. Das klappt aber nicht in einem Zwei-Tages-Seminar, sondern ist eher eine Lebenshaltung.

Kann jeder Mensch psychische Widerstandskraft erlernen und sich gegen Krisen wappnen?

Sicher ist, dass jeder Mensch davon profitiert, sich mit Resilienz zu beschäftigen und sie zu entwickeln. Ich warne aber davor, dem Machbarkeits-Wahn zu verfallen. Ich erlebe häufig, dass Resilienz als eine Art „Tool“ angepriesen wird nach dem Motto „Kenne die Werkzeuge, dann kann Dir nichts passieren, dann überstehst du alles“ – ganz gleich, ob es ein Trauma nach einer Naturkatastrophe ist, eine lebensbedrohliche Erkrankung, ein sexueller Missbrauch oder berufliches Scheitern ist. Dem ist nicht so. Wir sind nicht immer unseres Glückes Schmied. Wir können trotz größter Bemühungen scheitern und seelisch krank werden oder an unfassbarem Leid zerbrechen. Das wird gerne vergessen. Neoliberalismus, Positives Denken und manche Esoterik-Schulen unterstellen uns, wir seien selbst schuld, wenn wir krank werden oder Krisen und Traumata nicht überwinden. Es kommt auf die Situation, die eigene innere Haltung und auf das persönliche Umfeld an, ob wir es schaffen.

Was braucht jemand, der seine Resilienz stärken will?

Zunächst einmal die Motivation, sich auf einen inneren Prozess einzulassen und sich weiterzuentwickeln. Ohne eigene Arbeit geht es nicht. Resilienz ist eine Lebenshaltung. Am Anfang geht es darum, eine Bestandsaufnahme zu machen, sich zu prüfen, wie resilient bin ich schon? Was steht auf meiner „Haben-Seite“? Im nächsten Schritt kann man schauen: Was brauche ich noch? Was fehlt mir für einen aktiven, gesunden Umgang mit Krisen und Herausforderungen? Wie kann ich mich selbst unterstützen und wer kann mir bei diesem Prozess helfen? Viele bleiben an diesem Punkt stecken, weil sie keine Hilfe annehmen oder andere nicht um Unterstützung bitten können. Das macht es generell schwer, weiterzukommen.

Wenn man diese Hürde genommen hat, was wäre dann wichtig?

Die Fähigkeit zur Selbstreflexion und Selbststeuerung finde ich grundlegend für die persönliche Entwicklung. Wer das nicht kann, ist zum Scheitern im Umgang mit anderen Menschen verurteilt. Es ist zum Beispiel wichtig, sich selbst beruhigen zu können, sich von Erfahrenem distanzieren zu können, Vieles nicht persönlich zu nehmen. Die Psyche kommt sehr viel leichter wieder ins Gleichgewicht, wenn wir unsere Emotionen steuern. Genau diese Fähigkeit verlieren wir unter Stress oder sind nur noch eingeschränkt dazu in der Lage. Wir nehmen dann Alles viel zu persönlich, beziehen es auf uns selbst. Das ist eine normale Reaktion auf hohen Druck, aber Selbststeuerung heißt, die Emotionen wieder in den Griff zu bekommen.

Wie funktioniert das?

Je öfter wir das üben, umso eher können wir auch unter Stress gesünder reagieren oder schneller in eine Balance zurückfinden, um nicht von Emotionen wie Angst überflutet zu werden. Beispielsweise kann man Distanzierungstechniken üben oder mit inneren Bildern arbeiten, die für emotionalen Abstand sorgen. Unter Stress arbeitet das Gehirn wie eine Alarmanlage. Wir reagieren mit Instinktverhalten auf die scheinbare Bedrohung unseres Lebens, normale Angst wird übermächtig. Wenn wir unsere Emotionen steuern, werden wir handlungsfähig und finden Lösungen, um die Situation zu verändern.

Petra-Alexandra Buhl

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