Blog-Kritik: Daniela Röcker von den Kulturkomplizen mag Mehrwert, Praxis-Beispiele und lockere Sprache

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2016 gibt es jeden Monat eine Blog-Kritik auf meinem Blog. Was das ist? Ich habe viele Jahre als Journalistin für Tageszeitungen gearbeitet. Dort gibt es jeden Mittag eine Blatt-Kritik, in der die aktuelle Ausgabe besprochen wird. Dasselbe stelle ich mir für mein Blog vor: Für jeden Monat des Jahres habe ich mir eine interessante Person für die Blog-Kritik ausgesucht. Am Ende des Monats machen wir ein Interview. Zum einen stelle ich die Person und ihre Arbeit vor, zum anderen werten wir mein Blog aus.

Den Anfang macht Daniela Röcker von den Kultur-Komplizen aus Stuttgart. Sie beschäftigt sich mit Unternehmenskultur, Corporate Social Responsibility und Nachhaltigkeit. Daneben macht sie PR und Nachhaltigkeits-Kommunikation, schreibt und illustriert Kinderbücher. Ich habe Daniela im November 2015 beim EnjoyWorkCamp in Stuttgart kennengelernt.

Daniela, Du hast zwei verschiedene Jobs. Wie kann ich mir Deinen Arbeitsalltag vorstellen?

Ja, ich habe zwei Standbeine, u.a. weil ich mich ungern auf Kategorien festlegen will. So sind zwei Bereiche entstanden, in denen ich kreativ tätig sein kann. Der eine sind die Kultur-Komplizen: Wir arbeiten mit unseren Kunden an ihrer Unternehmenskultur im Sinne von Corporate Social Responsibility (CSR) und nachhaltigem, ethischen Wirtschaften. In Seminaren und Workshops ermöglichen wir, Denk- und Verhaltensmuster aufzubrechen, um neue, bessere Ansätze zur Zusammenarbeit zu schaffen und Innovationen voranzutreiben. Mein zweiter Bereich ist das textbauwerk mit PR und Nachhaltigkeitskommunikation, in dem zusätzlich auch Kinderbücher entstehen, die ich selbst illustriere. Nur einer der beiden Bereiche wäre mir zu wenig, ich arbeite gerne interdisziplinär.

Was ist für Dich ein gelingendes Leben?

Das ist für mich ein Leben, in dem ich mich selbst gefunden habe, arbeiten kann, was ich möchte und mich wohl fühle. Das bedeutet auch, Wirkung zu erzielen und andere mit meiner Arbeit, meinen Ideen und Vorstellungen anzustoßen. Wenn sich daraus gemeinsame Projekte entwickeln und wir eine Idee verwirklichen können – umso besser. Zu einem gelingenden Leben gehört für mich aber auch, im Einklang mit der Erde zu leben. Das klingt etwas esoterisch, ist es aber nicht. Ich verstehe darunter, sich der jeweiligen Situation anzupassen und genau wahrzunehmen, was gerade passiert. Ich habe eine riesengroße Neugier auf alles, was nicht ich bin und ziehe eine große Befriedigung daraus, mich damit zu beschäftigen.

Würdest Du Dich als resilient bezeichnen?

Ich glaube ja. Ich bin nicht ganz sicher, weil ich mich in der Tiefe nicht mit dem Begriff Resilienz beschäftigt habe, jedenfalls nicht wissenschaftlich. Aber ich kann sehr gut mit Veränderungen umgehen, mit langfristigen, aber auch mit überraschenden.

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Wie zeigt sich das konkret oder woran merkst Du das?

Veränderungen oder Überraschungen sehe ich selten als Bedrohung. In Stress-Situationen, wenn es zum Beispiel eine deadline gibt, werden alle anderen oft laut und aufgeregt und rennen herum. Bei mir gibt es einen Punkt, an dem passiert etwas und ich habe plötzlich eine unheimliche Ruhe und Gelassenheit, bin total fokussiert. Dann habe ich Aufgaben, Zeit, Strukturen und Prozesse im Blick und ab diesem Punkt bin ich mega-ruhig. Das färbt auf die anderen ab.

Wie bist Du dahin gekommen?

Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ich glaube, Menschen, die tiefe persönliche Erfahrungen gemacht haben, sind resilienter als andere – vorausgesetzt, es ist ihnen gelungen, dieses Tief zu überwinden.

Ja, das nennt man posttraumatisches Wachstum. Viele Menschen wachsen an schlimmen Erfahrungen und werden dadurch resilienter. Das setzt allerdings die Bereitschaft voraus, sich damit zu konfrontieren. Das ist ein Risiko. Bist Du selbst risikofreudig?

Ja, das bin ich. Ich gehe gerne Risiken ein, weil ich vor Unsicherheit wenig Angst habe. Risiken, die ich einschätzen kann sind mir zwar lieb, aber genauso gerne lasse ich los und schaue, was dann passiert.

Hast Du bemerkt, dass wir gerade die Leitthemen meines Blogs besprochen haben?

Klar. (Lacht.) Dein Blog ist sehr breit aufgestellt, aber alle Themen, über die Du schreibst, passen selbst im weitesten Sinne unter den Begriff Resilienz und neue Arbeitswelten. Mir gefällt, dass die Artikel immer ein Praxisthema beleuchten oder mit einem aktuellen Beispiel aus Deiner Arbeit illustriert werden. Ich finde das interessant, weil Laien eher an der Praxis orientiert sind. Sie möchten erfahren, was andere machen und wie man das umsetzen kann.

Du hast jetzt einen Monat lang mein Blog beobachtet. Was ist Dir aufgefallen?

Ich mag Deinen lockeren, lesbaren Sprach-Stil, auch bei ernsten Themen. Deine Blog-Artikel kann man auch mal in der Mittagspause lesen. Die Länge, der Aufbau und die Lesbarkeit der Artikel ist gut. Du hast eine Sprache, die sich wie ein Gespräch mit dem Gegenüber liest, das kommt nicht so von oben herab, das mag ich. Und es gibt immer einen Mehrwert in Deinen Artikeln, zusätzliche Informationen oder Hinweise, die man mitnimmt. Auch „technisch“ finde ich das Blog völlig in Ordnung. Die Abschnitte sind nicht zu lang, es gibt genug Zwischenüberschriften und die Gliederungen sind gut.

Die Artikel über Verhandlungsführung und Digitalisierungs-Berater für KMU finde ich absolut stimmig. Bei „Wertschöpfung durch Wertschätzung“ hätte ich mir beim Punkt lebenslanges Lernen mehr Informationen gewünscht. Beim Artikel über Design Thinking würde ich noch einmal extra darauf verweisen, dass man dadurch in kurzer Zeit viele verschiedene Ansätze bekommt. Das ist ja eine tolle Methode.

Den Artikel über Unternehmensenergie fand ich sehr spannend, daraus würde ich drei Artikel machen. Ich glaube, Du weißt da ganz viel und könntest noch mehr dazu sagen. Cool wären noch mehr Praxis-Beispiele. Mir ist aufgefallen, dass Du in einem Artikel zur VUKA-Welt beschreiben hast, welche Maßnahmen Du mit einem Klienten durchgeführt hast. Ich fand das sehr mutig.

Warum?

Als Information für Kunden finde ich das super. Sie können sich genau vorstellen, wie so eine Beratung ablaufen und was man machen kann. Ein Konkurrenz-Coach kann das allerdings sofort für sich nutzen.

Darüber habe ich auch nachgedacht, als ich mein Blog aufgesetzt habe. Ich glaube aber, dass die Wirkung von Interventionen von der Beziehung zwischen Klient und Coach abhängt und der Berater das Instrument ist. Die Arbeitsbeziehung ist wichtiger als die Information. In einem Blog-Beitrag kann daraus ja nur ein Ausschnitt wiedergegeben werden. Außerdem werden gute Ideen und Methoden früher oder später sowieso geklaut. Wer bloggt, möchte auch gelesen werden. Information und Transparenz sind mir wichtiger als „Berater-Geheimniskrämerei“. Damit können Kunden nichts anfangen. Was bedeutet das Bloggen für Dich?

Bloggen ist für mich ein Archiv meiner Gedanken. Ich schreibe über Alles, was mich persönlich motiviert und umtreibt. Ich kann mich genau daran erinnern, wann ich zum ersten Mal gebloggt habe. Das war der 13. September 2005.

Wow, Du kannst Dich auf den Tag genau daran erinnern?

Ja. An diesem Tag habe ich meinen ersten Artikel verfasst und veröffentlicht. Die Rheinische Post hatte damals ein crossmediales Online-Magazin namens „Opinio“ herausgegeben. Jeder konnte sich da melden und Beiträge einreichen, das war für mich „mind-Blowing“, den ich wollte schon immer schreiben. Jetzt konnte das plötzlich jeder tun, der etwas zu sagen hat. Und einige meiner Beiträge haben es bis in die Print-Ausgabe geschafft.

Mit welchen Themen beschäftigst Du Dich zurzeit intensiv?

Vor allem mit den Themen Muster brechen, neue Arbeit, neue Führung und Unternehmensdemokratie, über die ich auch blogge. Mittlerweile kommt es häufiger vor, dass ich auch dazu oder stattdessen zeichne.

Im Kultur-Komplizen-Blog habt Ihr immer tolle Zeichnungen, die gefallen mir sehr. Wo hast Du Zeichnen gelernt und was bedeutet Kunst für Dich?

Mein Großvater konnte zeichnen und ich habe mir da ein bisschen etwas abgeguckt. Schon in meinen Teeager-Jahren bin ich häufig in Galerien gegangen. Ich mag die Atmosphäre, das Bilder anschauen und interpretieren, zu schauen, was einem das Kunstwerk vermittelt. Das war dann aber lange Zeit verschüttet, weil Künstler in den Augen meiner Eltern kein vernünftiger Beruf gewesen wäre. Ich habe eine ganze Zeit lang in der Baubranche gearbeitet, also nahe an der Architektur, die sich ja auch oft als Kunst versteht. Aber heute kann ich mir ein Leben ohne Kunst gar nicht mehr vorstellen. In der Kunstwelt fühle ich mich sehr wohl und probiere alle Medien aus, die ich nutzen kann. Ich zeichne, mache Collagen, Objekte und Fotografien. Im Moment experimentiere ich mit Videos und ich würde gerne Installationen mache. Dafür fehlt mir aber noch eine Werkstatt oder ein Atelier. In der Kunst kann man alles neu und anders zusammensetzen und hat völlige Freiheit in der Gestaltung, im Gegensatz zur Wissenschaft, in der man auf Methoden festgelegt wird.

Hast Du für 2016 ein besonderes Vorhaben?

Eines unserer Vorhaben wird eine Hommage an David Bowie sein. Auf dem Kultur-Komplizen-Blog weden wir uns mit ihm beschäftigen und jeden Monat ein Element seiner Arbeit vorstellen, das uns besonders inspiriert oder bewegt hat.

Darauf bin ich gespannt, das werde ich gerne lesen. Vielen Dank für das Interview Daniela und viel Erfolg für Dich und Deine Arbeit!

Hier geht´s zum Kultur-Komplizen-Blog:

https://www.kultur-komplizen.de/komplizenblog/

Daniela´s textbauwerk findet sich hier:

http://www.textbauwerk.de/

Petra-Alexandra Buhl

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