KMU und Resilienzförderung: Fünf Denk- und Handlungsprinzipien, die Unternehmen stark machen

„Warum sollen wir Resilienzförderung betreiben? Was bringt mir das als Unternehmer?“, hat mich jetzt jemand gefragt. Gute Frage! Ich habe beschlossen, sie gleich im Blog zu beantworten.

Was treibt die meisten Unternehmen zurzeit um?

  • Die rasante Digitalisierung führt in den meisten Branchen zu beschleunigten und verdichteten Arbeitsrhythmen. Viele Leute kommen mental kaum hinterher. Sie werdenständig mit neuen Anforderungen konfrontiert oder bekommen sogar sich teils widersprechende Arbeitsaufträge.
  • Veränderungsprozesse sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Sowohl Mitarbeiter als auch Organisationen spüren den ständigen Druck, sich an eine neue Situation anzupassen.
  • Die fortschreitende Globalisierung führt zu immer komplexeren Marktgeschehen. Mitarbeiter und Unternehmer kommen an ihre Grenzen: Es fehlt ihnen an Möglichkeiten, Belastungen abzufedern.
  • Krisenhafte Ereignisse verstärken das Gefühl von Kontrollverlust und Unberechenbarkeit. Unsicherheit und Beschleunigung prägen unseren Alltag. Die Welt ist VUKA – volatil, unsicher, komplex und ambig (mehrdeutig).

Die Mitte der 2010er Jahre wird einen Wendepunkt in der Geschichte markieren, da bin ich mir sicher. 2014/2015 ist offensichtlich geworden, dass die herkömmliche Art zu wirtschaften nicht länger tragbar ist. Die Schwierigkeiten liegen offen zu Tage: Angestellte sind emotional kaum noch an ihre Unternehmen gebunden, die meisten sind erschöpft. Laut Gallup-Index schieben 62 Prozent der Angestellten nur Dienst nach Vorschrift, fast 20 Prozent befinden sich im Zustand der inneren Kündigung. Nur 14 Prozent gehen noch in ihrer Arbeit auf.

Die Folgen sind

  • häufige psychische Erkrankungen
  • hohe Fehlzeiten
  • sinkende Produktivität
  • mehr Fehler und Beschwerden
  • ein schlechtes Unternehmensimage
  • mangelnde Kreativität und Innovation
  • nachlassende Arbeitsleistung und Motivation

Als Verbraucher, Patient, Mitarbeiter oder Kollege, als Vorgesetzter oder Dienstleister erleben wir das. Ich begegne wenigen Menschen, die Feuer und Flamme für ihre Arbeit sind.

Seelische Erkrankungen sind dagegen auf dem Vormarsch. Sie treten gehäuft in Dienstleistungsberufen auf, bei Beschäftigten im Gesundheitswesen und im sozialen Bereich, aber auch in den Telekommunikations-Branchen und in Verwaltungen. Wissensarbeiter können eben nicht acht Stunden lang wie ein Fließband funktionieren.

In der Zeitschrift Manager Seminare, (August 2013, S. 30) wurde eine Berechnung aufgestellt, ob sich Investitionen in Resilienzförderprogramme für Unternehmen überhaupt rentieren. Für jeden investierten Euro fließen demnach drei bis vier Euro zurück, weil geringere Fehlzeiten und eine bessere Arbeitsqualität folgen.

Zurzeit wird viel geforscht, um die Wirksamkeit von Programmen zur Resilienzförderung zu erhärten. Ich habe gerade meine Feedback-Bögen von einem Programm betriebliches Gesundheitsmanagement und Resilienzförderung ausgewertet, an dem fast 160 Menschen teilgenommen haben. Das Training habe für sie diese Auswirkungen gehabt, schreiben die Teilnehmer:

  • Besserer Umgang mit Druck und Stress
  • subjektives Gefühl, mit Belastungen besser umgehen zu können
  • nicht mehr ausgeliefert sein, sondern gestalten können
  • weniger Ängste, z. T. besserer Schlaf
  • verstärktes Gefühl der Selbstwirksamkeit
  • verstärkte Handlungsfähigkeit
  • mehr Selbstbewusstsein
  • höherer Optimismus bezüglich der anstehenden Aufgaben

Besonders profitieren Mitarbeiter, wenn sie Strategien an die Hand bekommen, die sie schon prophylaktisch in ihre Überlegungen miteinbeziehen können.

Einige davon habe ich in diesem Blogartikel beschrieben:

https://buhl-coaching.de/author/2015/05/29/leben-in-der-vuka-welt-unsicher-komplex-mehrdeutig-was-bedeutet-das-fuer-die-resilienz-von-unternehmen/

Wir wissen, was mit Unternehmen geschieht, die nicht resilient sind. Vor allem große Unternehmen sind nicht in der Lage, widerstandsfähig, belastbar und flexibel zu agieren. Organisationen reagieren mit extremen Schocks auf unerwartete und unvorbereitete Schwierigkeiten. Große Unternehmen sind extrem anfällig gegenüber jeder Form von Veränderung: Finanzkrisen, disruptive Technologiesprünge, Naturkatastrophen, Unglücke, Markteinbrüche bringen sie zu Fall.

Die beiden Organisationsforscher Karl E. Weick und Kathleen M. Sutcliffe haben fünf Denk- und Handlungsprinzipien herausgefunden, die Unternehmen resilienter machen:

1. Organisationen sind widerstandsfähiger, wenn ihre Mitarbeiter kleinere Fehler und Störungen selbst aufspüren können, diese unmittelbar an ihr Team zurückmelden und selbst eingreifen dürfen, um sie zu beheben.

2. Wenn Fehler oder Störungen auftreten, gehen diese Mitarbeiter nicht einfach davon aus, dass sie die jeweilige Lösung schon kennen. Sie hinterfragen ihre mentalen Modelle und suchen nach neuen Erklärungen. Das befähigt sie dazu, auch zu anderen Lösungen zu kommen.

3. In solchen Organisationen wird nicht stur an bisherigen Plänen festgehalten. Sie werden flexibel an die neue Situation angepasst. Vorhaben werden aufgegeben, wenn sie nicht mehr zur Situation des Unternehmens passen. Zudem sind die Teams in der Lage, zu improvisieren.

4. Es gibt ein commitment seitens der Unternehmensleitung, die persönliche und die organisationale Resilienz zu fördern.

5. Hierarchien sind hier bereits aufgebrochen oder abgeschafft: In Krisensituationen entscheiden diejenigen Mitarbeiter, die am nächsten am Problem dran sind. Sie holen sich Menschen zur Unterstützung, die sich damit am Besten auskennen. Nicht die Unternehmensleitung oder die oberste Führungsebene haben hier dafür Sorge zu tragen, dass das Unternehmen nicht aus der Kurve getragen wird.

Resilienz-Muster in Unternehmen beruhen auf guter Vorbereitung auf mögliche Krisen. Sie nutzen effektive Feedback-Schleifen, die Konzentration von Wissen und Fähigkeiten, aber auch eine Vielfalt von Ressourcen, Methoden und Werkzeugen. Erst das Prinzip der Vielfalt macht Unternehmen erfolgreich und widerstandsfähig. Diese Resilienz-Muster zu suchen und zu verstärken birgt die große Chance, Organisationen und Arbeitsbedingungen jetzt zu verändern.

Haben Sie selbst jemals ein resilientes Team oder Unternehmen erlebt?

Wie war es, dort zu arbeiten?

Gibt es etwas, das Sie dort erfahren haben und noch heute für sich nutzen?

Petra-Alexandra Buhl

2 Gedanken zu „KMU und Resilienzförderung: Fünf Denk- und Handlungsprinzipien, die Unternehmen stark machen

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