#KMU Führung in Teilzeit: Weniger arbeiten und trotzdem sehr erfolgreich sein

Geschäftsführer sein und „nur“ 32 Stunden pro Woche arbeiten? Das geht – selbst in der Produktion. Georg Brugger-Efinger ist einer der beiden Geschäftsführer der Brugger GmbH Magnetsysteme in Hardt im Schwarzwald. Ja, Sie haben richtig gelesen: Moderne Arbeitszeitmodelle gibt es nicht nur in den hippen Startups von Berlin. Der Mittelstand in Baden-Württemberg schläft nicht.

Georg Brugger-Efinger hat vier Kinder und ist für sie ein präsenter, ansprechbarer Vater. Gemeinsam mit seinem Bruder teilt er sich die Verantwortung für die vom Vater gegründete, prosperierende Firma.

Herr Brugger-Efinger, wie würden Sie Ihr Lebens- und Führungsmodell beschreiben?

Mein Lebensmodell ist eine gleichberechtigte Partnerschaft. Mein Führungsmodell würde ich als von Vertrauen geprägtes sehen. Ich bevorzuge Führung zur Selbstorganisation.

Wie sieht das bei Ihnen konkret aus? An wie vielen Tagen in der Woche arbeiten Sie wie viele Stunden? Gibt es Anteile von Homeoffice oder „Remote Work“ unterwegs?

Ich arbeite als Führungskraft 32 Stunden pro Woche, davon drei Tage Vollzeit und zwei Tage nur halbtags. Der Anteil an Home Office ist bei mir relativ gering und liegt bei unter fünf Prozent. Home Office ist sehr flexibel, kommt bei mir allerdings nur vor, wenn ich die Kinder betreue.

Wie sind Sie darauf gekommen, Ihre Führungsverantwortung so zu organisieren? Viele Führungskräfte sagen, es sei nicht möglich, in der Führungsrolle lebensphasengerecht und flexibel zu arbeiten.

Bei mir war es unsere Familiensituation. Ich habe eine berufstätige Partnerin, meine Frau arbeitet als Ärztin in niedergelassener Praxis, und wir haben vier Kinder. Wir haben uns gemeinsam entschieden, das so zu organisieren, damit wir Familie und Beruf gut unter einen Hut bekommen und unser Leben so führen können, wir wir uns das vorstellen.

Wie reagieren Ihre Mitarbeiter darauf?

Sie reagieren überwiegend positiv darauf. Es ist eine Frage der Kommunikation.

Hat sich durch ihre veränderte Führungspraxis auch etwas in Ihrem Führungsverhalten verändert?

Nein, das glaube ich nicht.

Wie sieht lebensphasenorientierte Personalpolitik in Ihrem Unternehmen aus?

Wir haben sehr viele unterschiedliche Arbeitszeitmodelle. Manche arbeiten 40 Stunden pro Woche und haben am Mittwoch Gleitzeit. Andere arbeiten 30, manche fünf Stunden pro Woche. Wir passen das an die individuellen Umstände unserer Mitarbeiter an – je nachdem, ob sie Angehörige pflegen, kleine Kinder haben oder sich fortbilden möchten. Bei uns gibt es außerdem Gleitzeitstunden, damit wir den Bedürfnissen der Mitarbeiter entgegenkommen können – übrigens auch in der Produktion.

Welchen Einfluss haben Digitalisierung und demografischer Wandel auf Ihr Unternehmen?

Aufgrund des demografischen Wandels bieten wir viel mehr Teilzeit an, weil unsere Mitarbeiter Angehörige pflegen. Die Digitalisierung hilft uns, die Abläufe zu optimieren und hat einige Vorteile für uns. Bei Engpässen können wir damit das Home Office sinnvoll einsetzen.

Was sagen Ihre Freunde und Verwandten zu Ihrem Führungsmodell?

Meine Freunde und Verwandten finden es gut, außerdem gibt uns der unternehmerische Erfolg Recht. Als Unternehmen wachsen wir stetig und stellen laufend neue Mitarbeiter ein. Ich glaube, dass sich die Balance von Leben und Arbeit auch auf die Ergebnisse auswirkt.

Sind Sie mit Ihrem Lebensmodell ein Vorbild für andere geworden?

Ja, ich denke schon, dass ich ein Vorbild geworden bin. Mein Beispiel zeigt ja, dass es möglich ist und ich versuche, auch Andere davon zu überzeugen. Viele Firmen sehen ein solches Modell eher kritisch. Ich würde trotzdem jedem raten, es selbst zu versuchen und die eigenen Wünsche durchzubringen. Ich denke, da gerät jetzt vieles in Bewegung. Die Elternzeit für Männer bricht die bisherigen Modelle auf.

Was empfehlen Sie Geschäftsführern von kleinen und mittelständischen Unternehmen, wenn Sie um Rat gefragt werden?

Teilzeitmodelle sind optimal für alle, auch für Führungskräfte. Man kann nur profitieren von lebensphasengerechter Arbeit. Sie ist flexibler und bietet so mehr Potential die Mitarbeiter motiviert und sinnvoll einzusetzen.

Petra-Alexandra Buhl

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