Archiv der Kategorie: Führung

Resilienz für KMU: Erst muss der Unternehmer fit sein, dann geht es an die Veränderung der Firma

Serie Resilienz in Unternehmen – Teil 2

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Hier lesen Sie, wie ein schwäbisches Unternehmer-Ehepaar den demografischen Wandel, gesundheitliche Schwierigkeiten und die Verletzbarkeit der eigenen Firma zu spüren bekommen. Die beiden leiten mutig einen Veränderungsprozess ein, der ihnen auch persönlich zugute kommt.

„Das leuchtet mir ein mit dieser VUKA-Welt und es ist auch interessant. Allerdings weiß ich nicht, wie ich da jetzt praktisch ansetzen soll“, sagt Michael P. Und so kommen wir ins Gespräch. Hintergrund ist mein Blogbeitrag über Unternehmen in der komplexen, mehrdeutigen, unsicheren digitalen Welt:

https://buhl-coaching.de/blog/2015/05/leben-in-der-vuka-welt-unsicher-komplex-mehrdeutig-was-bedeutet-das-fuer-die-resilienz-von-unternehmen/

„Wir sind alle am Anschlag“

Der 59-Jährige führt ein mittelständisches Unternehmen für Automatisierungstechnik in Baden-Württemberg. Zurzeit beschäftigt er 35 Mitarbeiter, die in Kleinserien oder in Einzelstücken Aufträge für große Konzerne erledigen. Beispielsweise rüsten sie die Steuerung von Anlagen um oder automatisieren komplette Prozessschritte.

IMG_1513Das Unternehmen steht gut da und ist etabliert. Die Zahl der Aufträge steigt kontinuierlich an, doch Michael P. hat gerade einen Auftrags-Stopp verkündet: „Meine Leute und ich sind am Anschlag. Mit der bestehenden Mannschaft können wir nicht noch mehr leisten.“ Es habe allerdings gedauert, bis er sich das eingestehen konnte. „Eigentlich war es meine Frau, die die Notbremse gezogen und gesagt hat: So geht´s nicht weiter.“

Aus scheinbar riesigen Gebirgen voller Schwierigkeiten mache ich gerne kleinere Pakete. Alles andere entmutigt. Niemand will und kann 100 Schwierigkeiten zugleich angehen. Aber 20 Punkte sind realistisch und mit einer guten Arbeitsteilung zu bewältigen. Wir schauen uns an, in welcher Situation die Firma gerade ist und identifizieren die Haupt-Punkte, an denen etwas getan werden soll.

Strategische Verletzbarkeit

  • Die Kunden sind weit verstreut und nicht mehr wie früher in der Region ansässig
  • Die Produktentwicklungsprozesse erfordern mehr digitales Knowhow
  • Die Kundenbeziehungen werden anspruchsvoller
  • Ineffektive Planung

Finanzielle Verletzbarkeit

  • Einzelne Budgets werden überzogen
  • Für die 10 Jahre alte Produktionsstätte sind hohe Kredite abzuzahlen
  • Die Liquidität ist nicht ausreichend
  • Die Verhandlungen mit den Kunden werden schärfer

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Luft raus im Team? Mit dem C.O.M.P.A.S.S. gibt´s wieder mehr Pep, Ideen und Resilienz

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Das erste halbe Jahr 2015 hatte es in sich: Barbara G. und ihre drei Mitarbeiterinnen haben den Umzug des Architektur-Büros in neue Räume und drei schwierige Projekte erfolgreich „gestemmt“. Alles ist gut gegangen, aber jetzt klagt die Chefin:

„Die Luft im Team ist raus. In den letzten drei Besprechungen saßen alle träge herum. Ich habe auf jede Frage und jeden Vorschlag nur ratlose oder müde Blicke geerntet – dabei müssten wir jetzt bis zu den Sommerferien noch einmal richtig Gas geben, um das aktuell laufende Projekt gut abzuschließen. Stattdessen höre ich dauernd nur, was Alles nicht geht und nicht möglich ist.“

Im Coaching-Gespräch sind wir darauf gekommen, dass Barbara G. zurzeit vor allem den Zeit-Druck und die Mühen des Projekts hervor hebt, wenn sie mit ihren Mitarbeiterinnen spricht. Da sie selber sehr erschöpft ist, weil sie wenig auf sich geachtet hat, neigt sie dazu, anstehende Probleme durch den Tunnelblick zu betrachten. Ihr eigenes Herum-Kreiseln um die Schwierigkeiten und ihre Unentschlossenheit machen ihre Mitarbeiterinnen ratlos.

“Eigentlich sollte ich dem Kunden jetzt mal ganz klar sagen, dass wir auf der Stelle treten, weil wir gar nicht alle Informationen haben, die wir brauchen, und dass uns das stresst. Ich kriege es bloß nicht hin”, sagt die Architektin. Kein Wunder, dass das Team wie gelähmt ist.

In solchen Situationen hilft es, den lösungsfokussierten C.O.M.P.A.S.S. anzulegen, das habe ich auch Barbara G. empfohlen. Luft raus im Team? Mit dem C.O.M.P.A.S.S. gibt´s wieder mehr Pep, Ideen und Resilienz weiterlesen

Leben in der VUKA-Welt: Unsicher, komplex, mehrdeutig – was bedeutet das für die Resilienz von Unternehmen?

Teil 1 Serie “Resilienz in Unternehmen”

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Spätestens seit dem 11. September 2001 leben wir in der “VUKA-Welt”. So lautet die am US Army War College entwickelte Formel. Eigentlich war sie die Antwort auf den Zusammenbruch der UdSSR Anfang der 1990er Jahre. Populär wurde sie aber erst nach den Terror-Anschlägen von New York und Washington.

Die VUKA-Welt ist bestimmt von:

V= Volatilität bezieht sich auf die zunehmende Häufigkeit, Geschwindigkeit und das Ausmaß von (meist ungeplanten) Veränderungen

U = Unsicherheit bedeutet das generell abnehmende Maß an Vorhersagbarkeit von Ereignissen in unserem privaten und beruflichen Leben

K = Komplexität bezieht sich auf die steigende Anzahl von unterschiedlichen Verknüpfungen und Abhängigkeiten, welche viele Themen in unserem Leben undurchschaubar machen

A = Ambiguität beschreibt die Mehrdeutigkeit der Faktenlage, die falsche Interpretationen und Entscheidungen wahrscheinlicher macht

Update 22. Januar 2016. “Führen in der VUKA-Welt: Navigieren, wenn das Fahrwasser mehrdeutig, komplex und unsicher ist” heißt der praxisorientierte Workshop, den ich vom 26. bis 28. Februar 2016 gebe.

Die VUKA-Welt muss uns keine Angst machen: Sie bietet jede Menge Chancen und wir können handlungsfähig bleiben, wenn wir uns auf Spielräume fokussieren. Wie geht das? Eine Reihe von Methoden und Tools helfen uns, durch die VUKA-Welt zu navigieren und dabei sogar Spaß zu haben. Hier gibt´s die Inhalte vom Workshop.

https://buhl-coaching.de/workshops-supervision/workshop-fuehren-in-der-vuka-welt-navigieren-wenn-das-fahrwasser-mehrdeutig-komplex-und-unsicher-ist/

Vielleicht kennen Sie den spannenden Thriller „Blackout – Morgen ist es zu spät“ von Marc Elsberg. Der Autor beschreibt darin, wie durch einen Hacker-Angriff an einem kalten Februarmorgen in Europa alle Stromnetze zusammenbrechen. Am Beispiel verschiedener Orte und Personen schildert er detailgetreu, wie abhängig wir von moderner Technik sind und welche dramatischen Auswirkungen es auf unser modernes Leben hat, wenn wir plötzlich nicht mehr auf gewohnte Standards zurückgreifen können.

Stellen Sie sich dazu Folgendes vor: Krankenhäuser und Pflegeheime bleiben ohne Strom, Supermärkte ohne Nachschub, Tankstellen liefern kein Benzin, Banken können kein Geld mehr ausgeben, Ihr Handy können Sie nicht mehr aufladen – und so weiter. Wir leben mit einer relativ dünnen zivilisatorischen Schicht, die in solchen Momenten bricht.

Einen solchen „Blackout“ habe ich in milderer Form in der Hochwasser-Katastrophe 2002 in Sachsen erlebt. Nach allem, was wir über unsere Zukunft wissen, müssen wir häufiger mit solchen „Großschadens-Ereignissen“ rechnen und brauchen eine entsprechende Vorbereitung darauf – als Einzelperson, Familie, Unternehmen, soziale Organisation usw. Leben in der VUKA-Welt: Unsicher, komplex, mehrdeutig – was bedeutet das für die Resilienz von Unternehmen? weiterlesen

Vier gewinnt: Mit diesem Modell lösen Sie festgefahrene Konflikte

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Das Harvard-Konzept verbinden die meisten Menschen mit gelingender Verhandlungsführung. Es ist auch Grundlage für dieses Vier-Quadranten-Modell, das sich wunderbar eignet, um Konflikte zu lösen. Einige meiner Kunden setzen es erfolgreich für die Analyse von Problemen in der Produktion ein. Das Modell ist einfach und wirkungsvoll. Es lohnt sich, damit zu experimentieren. Hier gibt es außerdem einen Exkurs zum Harvard-Konzept zur Wieder-Auffrischung zwischendurch.

Den größten Nutzen haben Sie, wenn Sie die Themen im 2. und 3. Quadranten genau analysieren. Hier liegen die meisten Verbesserungen, Alternativen und Lösungsmöglichkeiten verborgen. Leider streben die meisten Menschen und Organisationen direkt von Quadrant 1 nach Quadrant 4. Nachdem das Problem festgestellt ist, wird sofort in operativer Hektik überlegt, was nun zu tun ist, um es „wegzumachen“. Dabei ist es viel klüger, die Entstehungsgeschichte zu erforschen und nach Indikatoren zu suchen, die das Problem bedingen. So kann dann auch vorgebeugt werden. Vier gewinnt: Mit diesem Modell lösen Sie festgefahrene Konflikte weiterlesen

“Führung ist Beispiel”

Marcus Klug vom Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) an der Universität Witten/Herdecke hat mich zum Thema “Führung im Gesundheitswesen”, eigene Stressbewältigung und Resilienz interviewt. Marcus Klug arbeitet am DZD als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager und betreut das Projekt Wissenstransfer 2.0. Es wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: .

Hier ist das Interview zu lesen:

“Führung ist Beispiel”, sagt Petra-Alexandra Buhl – Supervisorin und Organisationsentwicklerin. Die Welt, in der wir leben, verändert sich gerade rasant. Technologischer Fortschritt, demographischer Wandel, schwindende Märkte und Globalisierung. Verantwortliche im Gesundheitssektor müssen lernen, Macht und Verantwortung abzugeben. Auf der anderen Seite geht es um Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress, so wie in der Pflege von Menschen mit Demenz.

Petra-Alexandra Buhl beschäftigt sich seit 25 Jahren mit dem Thema Resilienz, also der Frage, wie man über einen längeren Zeitraum trotz großer Herausforderungen, in anstrengenden Umbrüchen, Krisen oder während schwerer Krankheit “bei der Stange“ bleibt. Persönlich hat sie bereits mit 21 Jahren eine schwere Krebskrankheit überwunden und kennt sich daher mit dem “Gedeihen trotz widriger Umstände” ziemlich gut aus. Im Vorfeld zum Interview verriet sie mir außerdem, dass sie das Thema Demenz aus dem eigenen familiären Umfeld kennt und daher auch gut einzuschätzen weiß, wie schwierig der Spagat sein kann, den Pflegende häufig machen müssen. Beruflich verfügt Buhl über viele Jahre Führungserfahrung, etwa als Redaktionsleiterin bei Tageszeitungen. Als Supervisorin und Organisationsentwicklerin hat sie zudem über 3.000 Menschen in Trainings, Workshops und Großgruppenveranstaltungen begleitet – darunter auch viele Führungskräfte aus dem Gesundheitssektor.

Im Interview geht es neben der Frage nach Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress vor allem um Führungsfragen. Heute, so Buhl, werden “Selbstverliebte Despoten (…) nicht mehr gebraucht”. Führungskräfte müssen stattdessen lernen, mit hoher Komplexität umzugehen. “Sie brauchen Wissen über Verhalten, Gruppendynamik, Umgang mit Emotionen in Veränderungsprozessen”. Wie diese Art von Führung zum Gesundheitssektor passt, der in Deutschland nach wie vor eher vertikal hierarchisiert ist, war dann in diesem Zusammenhang auch eine Frage, die mir auf den Lippen lag. So gesehen haben wir heute zwei Extreme: die Forderung nach “Führung ohne Führung” auf der einen Seite und tendenziös starre vertikale Hierarchien auf der anderen Seite.

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Frau Buhl, in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins brand eins geht es um Führung (Heft 03 / März 2015). “Wer braucht noch einen Chef?”, so lautet die provokante Frage. Welche Herausforderungen kommen heute auf Führungskräfte zu?

Führung war noch nie so spannend und zugleich so anspruchsvoll wie heute. Selbstverliebte Despoten werden sicher nicht mehr gebraucht. Es ist heute eine zentrale Führungsaufgabe, den Sinn einer Arbeit herauszustellen, Werte und Normen zu vermitteln. Alle Führungskräfte müssen lernen, mit hoher Komplexität umzugehen. Die Welt, in der wir leben, verändert sich rasant. Technologischer Fortschritt, demographischer Wandel, schwindende Märkte und Ressourcen, Klimawandel und Globalisierung fordern uns heraus. Das schafft Raum für mehr Kreativität und Innovation in Organisationen. Doch Führungskräfte müssen jetzt permanent Veränderungen steuern und Raum für Lernprozesse schaffen, damit Mitarbeiter dem Wandel auch mental hinterher kommen. Das ist nicht leicht. Menschen haben vor Veränderungen Angst, wenn sie fürchten, dass sie davon überwältigt werden, weil ihre Kompetenzen und Kräfte nicht ausreichen. “Führung ist Beispiel” weiterlesen