Marcus Klug vom Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) an der Universität Witten/Herdecke hat mich zum Thema “Führung im Gesundheitswesen”, eigene Stressbewältigung und Resilienz interviewt. Marcus Klug arbeitet am DZD als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager und betreut das Projekt Wissenstransfer 2.0. Es wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: .
Hier ist das Interview zu lesen:
“Führung ist Beispiel”, sagt Petra-Alexandra Buhl – Supervisorin und Organisationsentwicklerin. Die Welt, in der wir leben, verändert sich gerade rasant. Technologischer Fortschritt, demographischer Wandel, schwindende Märkte und Globalisierung. Verantwortliche im Gesundheitssektor müssen lernen, Macht und Verantwortung abzugeben. Auf der anderen Seite geht es um Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress, so wie in der Pflege von Menschen mit Demenz.
Petra-Alexandra Buhl beschäftigt sich seit 25 Jahren mit dem Thema Resilienz, also der Frage, wie man über einen längeren Zeitraum trotz großer Herausforderungen, in anstrengenden Umbrüchen, Krisen oder während schwerer Krankheit “bei der Stange“ bleibt. Persönlich hat sie bereits mit 21 Jahren eine schwere Krebskrankheit überwunden und kennt sich daher mit dem “Gedeihen trotz widriger Umstände” ziemlich gut aus. Im Vorfeld zum Interview verriet sie mir außerdem, dass sie das Thema Demenz aus dem eigenen familiären Umfeld kennt und daher auch gut einzuschätzen weiß, wie schwierig der Spagat sein kann, den Pflegende häufig machen müssen. Beruflich verfügt Buhl über viele Jahre Führungserfahrung, etwa als Redaktionsleiterin bei Tageszeitungen. Als Supervisorin und Organisationsentwicklerin hat sie zudem über 3.000 Menschen in Trainings, Workshops und Großgruppenveranstaltungen begleitet – darunter auch viele Führungskräfte aus dem Gesundheitssektor.
Im Interview geht es neben der Frage nach Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress vor allem um Führungsfragen. Heute, so Buhl, werden “Selbstverliebte Despoten (…) nicht mehr gebraucht”. Führungskräfte müssen stattdessen lernen, mit hoher Komplexität umzugehen. “Sie brauchen Wissen über Verhalten, Gruppendynamik, Umgang mit Emotionen in Veränderungsprozessen”. Wie diese Art von Führung zum Gesundheitssektor passt, der in Deutschland nach wie vor eher vertikal hierarchisiert ist, war dann in diesem Zusammenhang auch eine Frage, die mir auf den Lippen lag. So gesehen haben wir heute zwei Extreme: die Forderung nach “Führung ohne Führung” auf der einen Seite und tendenziös starre vertikale Hierarchien auf der anderen Seite.
Frau Buhl, in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins brand eins geht es um Führung (Heft 03 / März 2015). “Wer braucht noch einen Chef?”, so lautet die provokante Frage. Welche Herausforderungen kommen heute auf Führungskräfte zu?
Führung war noch nie so spannend und zugleich so anspruchsvoll wie heute. Selbstverliebte Despoten werden sicher nicht mehr gebraucht. Es ist heute eine zentrale Führungsaufgabe, den Sinn einer Arbeit herauszustellen, Werte und Normen zu vermitteln. Alle Führungskräfte müssen lernen, mit hoher Komplexität umzugehen. Die Welt, in der wir leben, verändert sich rasant. Technologischer Fortschritt, demographischer Wandel, schwindende Märkte und Ressourcen, Klimawandel und Globalisierung fordern uns heraus. Das schafft Raum für mehr Kreativität und Innovation in Organisationen. Doch Führungskräfte müssen jetzt permanent Veränderungen steuern und Raum für Lernprozesse schaffen, damit Mitarbeiter dem Wandel auch mental hinterher kommen. Das ist nicht leicht. Menschen haben vor Veränderungen Angst, wenn sie fürchten, dass sie davon überwältigt werden, weil ihre Kompetenzen und Kräfte nicht ausreichen. “Führung ist Beispiel” weiterlesen